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11.09.17

Sylvia

Wie schon Frau Nadeschkin sagte, es hät gekuhlet. Obwohl jedes Jahr mehr oder weniger das gleiche zur selben Saison passiert, haben die meisten nicht genügend Zeit um sich auf den massiven Temperatursturz einzustellen. Monsieur Bûcher scheint nicht dazu zu gehören, er blüht eher auf unter eisigen Temperaturen und lässt seiner Kreativen Koch Lust [KKL] freien Lauf, die Montagsgäste genossen's. Zum Service bot er nicht nur seine liebe Frau auf, er organisierte auch gleich noch seinen Sohnemann dazu. Nur ein leises Schmatzen unterbrach ab und zu die andächtige Stille beim Mahl und erst als die bösen Zigarrenraucher ohne christliche Nächstenliebe in die Kälte geschickt wurden kam noch das Zähneklappern hinzu.
Wie schon beschrieben, fand letzte Woche die jährliche Kellerwanderung statt. Sie führte von Glarus nach Richisau und über den Pragelpass durch das Muotatal nach Schwyz. Petrus war offenbar auch dabei, da es erst auf der Zielgerade nach Schwyz zu regnen begann. Leider gab es im Hotel Richisau keine Meringues mehr, jemand hatte in den vergangenen Tagen alle weggeputzt, die Fandung nach dem Täter verlief bisher ohne Erfolg. Dank dem Proviant aus dem Rucksack von Toni, einem Schwager von Rita, musste die Gruppe aber nicht darben. Dieser Rucksack ist ein ausgeklügeltes organisatorisches Meisterwerk, wirklich jedes Ding hat dorten seinen millimetergenau bestimmten Platz. Halt schweizerische Präzisionarbeit. Toni ist auch ein passionierter Jäger und beim Gespräch darüber wurde eifrig geraten weshalb die erlegten Tiere jeweils einen frischen Zweig im Mund erhalten.
Hier das Resultat der Recherche in Wikipedia (ab 2012), De arte venadi cum avibus (1224, Kaiser Friedrich II), Wandermalereien von Lascaux (16000 BC), De arte bersandis (1250 Guicenans) und Wild und Wildgeflügel von Arnim Basche und Renate Kissel (ein Kochbuch...). Es handelt sich hierbei um einen so genannten Bruch, in unserer Sprache ein frisch geschnittener oder gerissener Zweig von einen bestimmten Baum - entsprechend der vorgesehenen Aussage. Dieser zeigt den Jagdkollegen zB ob ein Tier (Schweinchen, Bambi oder Platzhirsch) angeschossen und in welche Richtung es geflüchtet ist, oder dann auf des Jägers Hut, was er wie geschossen hat und eben im Äser, also dem Mund, des erlegten Tiers als letztes Mahl [Henkersmahlzeit, aber post mortem AdR], zur Versöhnung mit der Natur und den Göttern, wie man glaubt. Bei der Beerdigung eines Jagdkollegen wird ebenfalls - nicht wie Schampi vermutete, Hirsch tot geblasen; auf dem Jagdhorn, lieber Hansruedi, nicht mit dem Staubsauger - von jedem ein Bruch auf den Sarg im offenen Grab geworfen.
Apropos Hansruedi, der arme Mann wurde wegen seiner selbstlosen Art fast von einem tonnenschweren Beistelltischchen seiner Nichte beim Hochtragen im Treppenhaus erschlagen. Da in derselben Woche auch noch ein Bericht über die hohe Männersterblichkeit bei Haushaltarbeiten erschien, darf er jetzt nur noch ganz leichte Arbeiten in der Busseneckerschen Menagerie erledigen. Irène will ihrem Fröschel einen App-gesteuerten Staubsauger zu Weihnachten schenken, damit er sein geliebtes Hobby nicht aufgeben muss.
Und dann noch dies. Irène hatte am Mittwoch Geburtstag und wurde von ihren Augenstern ins Maison Manesse eingeladen. Das Restaurant ist bis zum Abwinken originell, nicht nur die Inneneinrichtung und das Gedeck, auch die Küche fordert dem Gast, nebst der stolzen Rechnung, einiges ab. Aber die degenerierten Zürcher schreien offenbar nach solchen Locations, so dass auch Herr Gault-Millau sich dort einfand und dem Lokal gar 15 Punkte wegen des 'Sauglattismus à la Noma' in Form von frittierten Mehlwürmern vergab. Offenbar haben die Köche einen alten Tagesanzeiger aus dem 1995er Jahren (sic!) gelesen, wo darüber berichtet wird, wie in Pariser Nobellokalen Insekten delektiert werden. Im Geburtstagsmenu wurden aber keine Maden oder ähnliche Me-too-Artikel serviert. Irène hat die afrikanische Stimmung an der Hopfenstrasse derart stimuliert, dass sie nun einen Kurs 'Orientalisch Tanzen für reifen Schönheiten' besuchen wird, sie sucht zur Zeit noch Mittänzerinnen.

Witz:

Ein Blinder und ein Tauber machen Tanzmusik.
Sagt der Blinde: "Tanzen sie schon?"
Fragt der Taube: "Wieso, spielen wir denn schon?"

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02.02.2025
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