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G'schichten aus dem Altstetter-Wald

Der Beginn des Vita Club Züri reicht in die frühen 70er Jahre. Damals fassten ein paar junge Männer aus Altstetten, einem Vorort von Zürich, den folgenschweren Entschluss, sich am Montag nach getaner Arbeit noch körperlich zu betätigen, meist auf dem nahegelegenen Vita-Parcours in Schlieren, daher der Clubname.
Der Grund war aber nicht wie man aus heutiger Sicht glauben könnte, eine allgemeine Fitness-Euphorie, diese war damals in der ländlichen Gegend gänzlich unbekannt. Vielmehr das Wissen um zwei Dorf-Schönheiten namens Erika und Marlène, die gazellengleich durch den Wald huschten und sich bei Freiübungen vom täglichen Stress erholten, spornte die Jung-Mannschaft zu gleichen Tun an.
Diese Ertüchtigung führte aber zu mehr oder weniger starken Schweissausbrüchen, die für den in der Regel folgenden Ausgang hinderlich waren und somit beseitigt werden mussten. Im Badezimmer der Familie Becker knurrte da so mancher Magen lautstark unter der Dusche, so dass sich bald ein kleiner Imbiss bei den grosszügigen Gastgebern einbürgerte, um die Lärmemissionen auf einem erträglichen Minimum zu halten.

Somit kann das Unwissen ob der sexuellen Lockstoffe (Pheromone) im Schweiss als Ursache für die Gründung des Vita Club Züri verantwortlich gemacht werden.

Ende 1974 stiess dann aus den Säckelpeter, einer sogenannten Guggenmusik, noch eine Art Hippie mit seiner Konkubine zur Gruppe; die seit 1969 auch noch den Kern dieser Brauchtum-Musik bildete. Sie zählte in den achtziger Jahren mit ihrem Latin-Glenn-Miller-Sound, der übrigens heute von den meisten Fasnachts-Cliquen imitiert wird, zu den bedeutendsten Frühlingsboten, die selbst so bekannte Blasmusiken wie die Flying Dorias aus dem renommierten Restaurant Kronenhalle vertrieb. Gleichzeitig waren auch sportlich Höchstleistungen zu verzeichnen, so liefen die gestandenen Mannen bis zu 1'000'000 Centimeter weit auf der Finnenbahn, einer Art Sägemehlpiste im Wald. Eine stattliche Leistung, wenn man den Lebenswandel derselben berücksichtigt. Während die Guggenmusik in den folgenden Jahren mit dem Zürcher Karneval zusammen ihren Niedergang erlebte, festigte sich die Tradition des Vita Clubs durch zahllose Festveranstaltungen, wie Hochzeiten, Geburtstage und andere alltägliche Vorkommnisse.
Ruedi Becker verliess die Gemeinschaft 1985, um sich intensiver der Musik und anderen Lebensfreuden zu widmen. Im Zuge der konsekutiven Neuordnung marginalisierte sich auch der Sport zunehmend, des weiteren wurde er durch die aufstrebende Kochkunst der allseits geliebten Damenriege unaufhaltsam verdrängt.
Heute wird in der Regel jeden Montag von der ehemaligen Frauenturnabteilung ein Sterne-Michelin-Menu zubereitet, das durch den Weinkeller der Herrengesellschaft mit Parker-Punkten-Weinen harmonisch ergänzt wird.
Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass ein männliches Wesen sich in der Küche - nicht etwa am weiblichen Personal, oder auch? - zu schaffen gemacht habe...

Zensuriert durch den Geheimen Rat Paulus BĂ»cheron de Schlieren, Träger des goldenen Moralinordens vom Heiligen Stuhl

11.01.2024
CHAOSCombo