Es war einmal ein rechtschaffener Handwerksmeister, der wohnte mit seiner Frau in einem Haus am Rande einer kleinen Stadt. Beide waren
gschaffige Leute und genossen nun den Ruhestand. Die Ehefrau betreute die zahlreichen Enkelkinder und einen grossen Garten, der vor dem Haus prächtig gedeite, der Meister machte hin und wieder Reparaturarbeiten, die noch aus den Zeiten seiner Tätigkeit als Baumeister stammten und traf sich wöchentlich mit einem reichen Kaufmann aus der grossen Stadt um ihn zu beraten. Ebenfalls einmal in der Woche fand ein grosses Essen mit sieben anderen Handwerkern, Ehefrauen, einem Doktor und einer Dame statt. Nun ergab es sich, dass ein paar arme Enkelkinder von ihren Eltern allein gelassen wurden, da sie grosse Geschäfte im Ausland tätigen mussten. Die gute Frau konnte ob diesem grausamen Schicksal nicht mehr schlafen und weckte ihren Mann mitten in der Nacht. Etwas mürrisch hörte er ihr zu und seine Mine wurde zunehmend düster, als er ihr zuhörte. Sie wolle die Enkel nicht alleine lassen und könne deshalb das Montagsmahl nicht zubereiten, da sie im Palast der Tochter, der weit weg von ihrem Städtchen war, so dass sie auch dort übernachten müsse. Er könne wohl das Fleisch braten, aber der ganze Rest der Speisefolge müsse sie kochen, so dass er nicht bereit sei, auf ihre Mitarbeit zu verzichten. Ausserdem habe die Prinzessin Bedienstete, die die Kinder betreuen während der Abwesenheit der Gutsbesitzer. Der Mann hatte auch ein wenig Angst, da das Dorf, wo die Tochter mit ihrem Mann wohnte, bekannt war wegen der vielen Räuber und Halsabschneider, die dort hausten. Tief betrübt lag die Frau die ganze Nacht wach neben ihrem Gatten. Am Morgen früh stand sie wie gewohnt auf und bereitete das Frühstück für die beiden zu. Als sie im Keller die Butter abschnitt hörte sie eine leise Stimme sprechen: "Geh nur, liebe Rita, zu deinen Enkelkindern, wir werden alle Arbeiten in der Küche für dich erledigen!" Sie schaute sich erschrocken um, sah aber niemanden: "Wer redet da mit mir?" fragte sie in den Raum, da raschelte es und eine kleine Frau mit einem Dirndl bekleidet kam auf sie zu. Erschrocken wich Rita zurück, aber die Frau beschwichtigte sie: " Wir sind die Bühliweibchen, heissen
EINS,
ZWEI,
DREI und
VIER und helfen allen Hausfrauen in dieser Stadt, wenn sie in Not sind. Als Lohn verlangen wir nur eine Flasche edlen
Grappa für unsere Dienste." Rita ging gerne auf diesen Handel ein, da sie wusste, dass eine Flasche mehr oder weniger im Spirituosenschrank dem Gatten nicht auffallen würde. Am Montag sah die Frau beim Aufräumen des Morgenessens eine grosse Schüssel mit Kartoffelsalat auf dem Tisch, erfreut machte sie sich für die Reise zu den Enkelkindern bereit. Als der Mann sich ihr in den Weg stellte, zeigte sie ihm die volle Salatschüssel und sagte ihm, dass auch der Rest sich wie von selbst erledigen werde, er müsse nur die Würste braten und den Wein für die Gäste bereitstellen. So liess er sie schweren Herzens ziehen und machte alles wie ihm die Frau befohlen hatte. Das Essen war ein grosser Erfolg und niemandem der Anwesenden fiel auf, dass immer wieder, wie von Geisterhand, die Gerichte aus der Küche auf den Tisch gestellt wurden, auch der Abwasch war fast schon erledigt, als die fröhliche Schar sich von ihm verabschiedete. Als er sich zu guter Letzt an den sauberen Tisch setzte und sich einen Grappa genehmigte, hatte er das Gefühl, dass sich der Bestand um einige Flaschen verringert hat, aber er war sich nicht sicher. Ab und zu meinte er ein leises Singen - so etwas wie
Eis, zwei, sufe - von Frauen aus dem Keller zu hören. Zufrieden schlief er ein und träumte seltsamerweise von einem Fest im Oktober,

wo die Menschen ausländische Trachten anhatten und viel Bier getrunken wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.
PS Heidi ist am kommenden Montag ebenfalls alleinkochend und träumt von krachledernen
Zürimännchen...