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17.11.14

Erika

Nachdem Schampi sich das letzte Mal über die mickrige Schlachtpatte beklagte, hat er nun die kleine Variante aus Altstetten geniessen können - es gab sehr reichlich zu Essen bei Erika. Oerli, Schnörrli, Schwänzli fehlten zwar, was aber niemanden störte. Die modernen Küchenapparaturen scheinen nur noch mit mehreren Köchinnen betrieben werden zu können, Irène und Rita betätigten die endlos vielen flackernden und blinkenden Knöpfe und Schalter mit Erika zusammen und erstaunlicherweise traf das Sprichwort von den vielen Köchen, die die Chose verderben nicht zu.
Die Vita-Männer halfen nicht mit, nicht etwa weil sie sich vor dem riesigen Computerdisplay fürchteten, sie waren in eine spannende juristisch-philosphische Diskussion verwickelt: Bei einem Familienfest hob ein übermütiger Gast die Katze der Gastgeberin am Schwanz und schwang sie in grossem Bogen auf seinen Schoss. Normalerweise hebt nur Hansruedi die Felltiere sanft am Schwanz etwas an. Der ganze Tisch erstarrte vor Schreck, die Katze legte sich nieder, als sei dies die normalste Art sich vom Menschen aufnehmen zu lassen. Die anwesende Psychologien (speziell für spezielle Menschen) fand heraus, dass dies als Tierquälerei strafbar sein könnte. Worauf sich ein scholastisches Streitgespräch entwickelte, wie dieses Verdikt sich auf die umgekehrte und daher physiologisch Mann-zentrierte Version anzuwenden sei: Fällt es unter das Tierschutzgesetz, wenn - zB, rein zufällig versteht sich - Irène ihren Göttergatte am Dingsbums halten würde und mit einem grossen Schwung durch die Luft wirbeln würde? Die Diskussion hält an, wer sich dazu äussern möchte: #Swinging60ties.
Die weiteren Gespräche waren dann während des Abends vorallen dem Thema preisbewusstes Einkaufen gewidmet.
- So wurden die Preise der verschiedenen Grossverteiler verglichen und dies erst noch nach Sparten: Lidl habe das beste Preis/Leistungsverhältnis bei Gemüse, Aldi schwang dafür obenaus in Sachen Pouletfleisch, die Migros blieben Sieger bei den Spirituosen, sie sind nirgends billiger - wenn man die Unterabeilungen Globus und Denner ausschliesst. Die Forchstrasse bleibt aussen vor, da sich weder eine Lidl-, noch eine Aldifiliale in vernünftiger Reichweite befindet.
- Rita sammelt alle Bons, Gutschriften und Vergünstigungen in einem grossen Couvert, das sie immer bei sich hat, kein Wunder braucht sie eine grosse Handtasche. Einen kleinen Nachteil hat das Rita-System: Oft sind die Gutscheine schon verfallen, wenn sie dies an der Kasse aus dem Couvert präsentiert. Bald erhält sie einen neuen PC, vielleicht kann sie mit dem neuen Windows 3000 die Scheine besser verwalten.
- Irène geht nicht so gerne mit Hansruedi einkaufen, da er an der Kasse immer eine oder mehrere Flaschen Wein präsentiert - wenn das kein Geniesser ist! Er muss dabei so glücklich aussehen, dass vor kurzem eine Kassiererin eine Flasche Wein nicht aushändigen wollte, da er zu jung dafür sei. Hansruedi muss nun immer seinen Pass mitnehmen, wenn er einkaufen geht.
Wie immer fand auch der Tatort vom Sonntag eine kurze Erwähnung, mehr Freude hatte der Parcours an der neuen Sendung des Schweizer Fernsehens: Kampf der Orchester. Musik nicht aus Freude sondern um die Konkurrenz zu bodigen, eine richtig moderne Heimat-Sendung.

Witz:
Was ist der Unterschied zwischen einem Kritiker und einem Eunuchen? - Da gibt's keinen. Beide wissen genau, wie's geht, können's aber nicht!

Der Oberbürgermeister hatte Konzertkarten für Schuberts "Unvollendete Symphonie" geschenkt bekommen. Er war verhindert und gab die Karten an die Sachbearbeiterin für Organisationsfragen weiter. Am nächsten Tag fragte der Oberbürgermeister die Mitarbeiterin, wie ihr das Konzert gefallen habe. Statt zu antworten, überreichte ihm die Organisationsexpertin ein Memorandum, in dem es hiess:
-Für einen beträchtlichen Zeitraum hatten die zwei Oboe-Spieler nichts zu tun. Ihr Part sollte deshalb reduziert werden. Dadurch würden auf jeden Fall gewisse Arbeitszusammenballungen eliminiert.
- Alle zwölf Geiger spielten die gleichen Noten. Das ist unnötige Doppelarbeit. Die Mitgliederzahl dieser Gruppe sollte drastisch gekürzt werden. Falls wirklich ein grosses Klangvolumen erforderlich ist, lässt sich dieses durch den Einsatz elektronischer Verstärker erzielen.
- Erhebliche Arbeitskraft kostete auch das Spielen von Zweiunddreissigstel-Noten. Das ist eine unnötige Verfeinerung. Es wird deshalb empfohlen, alle Noten auf- bzw. abzurunden. Würde man diesem Vorschlag folgen, wäre es möglich, auch Volontäre und weniger qualifizierte Hilfskräfte einzusetzen.
- Unnütz ist schliesslich, dass die Hörner genau jene Passagen wiederholen, die bereits von den Saiteninstrumenten gespielt wurden. Würden alle in diesem Sinne überflüssigen Passagen gestrichen, könnte das Konzert von 25 Minuten auf etwa vier Minuten verkürzt werden. Hätte Schubert sich an diese Erkenntnis gehalten, wäre er wahrscheinlich in der Lage gewesen, seine Symphonie zu vollenden.

An der Tür des Saales hing ein Schild: "Hunde müssen draussen bleiben." - Nach dem Konzert konnte man die handschriftliche Ergänzung lesen: "Der Tierschutzverein."

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02.02.2025
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